KALL TRAIL
Der Historische Hintergrund
Nachdem sich die Front von den Niederlanden bis nach Lothringen festgefahren hatte, beschloss Eisenhower auf einer Konferenz mit Montgomery und Bradley am 18. Oktober 1944 in Brüuml ;ssel einen neuerlichen Vorstoß zum Rhein. Zur Vorbereitung sollte die strategisch wichtige Ortschaft Schmidt oberhalb des Rursees beschlagnahmt werden. Da die 9. Division bei den Kämpfen im Hürtgenwald ersetzt hatte, wurden ca. 4.500 Mann verloren, und völlig erschöpft war, wurde sie durch die 28. US-Division.
Der Plan sah vor, dass das 109. Regiment Richtung Hürtgen angreifen und die linke Flanke sichern sollte, das 110. gleichzeitig vom Ochsenkopf aus Simonskall einnehmen und dann weiter nach Steckenborn und Strauch frostoßen. Das 112. sollte nicht nur die Ortschaft Vossenack setzen, sondern weiter durch das tief eingeschnittene Kalltal die Orte Kommerscheidt und Schmidt übernehmen, um dann nach Westen einzuschwenken und mit den Einheiten bei Monschau Kontakt aufzunehmen. Zuviele Ziele und zu wenig Aufklärung, so ließe sich die Ausgangssituation am ehesten beschreiben. Schwer waren die Kampfeinheiten mit Topographien Karten ausgestattet, aber in den weit zurückliegenden Stöcken auf Korps- und Armeeebene begnügte man sich mit dem Nachdruck der Michelin Straßenkarten von 1940 - in der Wende die steilen Täuler, noch die Rurtalsperre were eingezeichnet.
Ob die Talsperren bei diesem gepflanzten Angriff vorübergehend eine Rolle spielt haben, hat bis heute zu Kontroversen geführt. Klar war: solange die Deutschen die Dämme ontrollierten, konnte sie durch eine gezielte Überflutung jede Armee an der Rur aufhalten. Joe Collins, Kommandeur des VII. US-Korps, der den ersten Angriff Richtung Schmidt befehligte, stellte in seinen Memoiren fest: „Weder gab es einen Hinweis auf die beiden großen Dämme ... südlich von Schmidt, noch wurden sie als Angriffsziele dem VII . Zugewiesen Corps.“ („Lightning Joe“, 1979) Colonel Peterson, der als Kommandeur des 112. Regiments den zweiten Angriff führte, stellte später lapidar fest: „Die Talsperren were not in unserem Blickwinkel“ ("... nie das Bild betreten"). Für die deutsche Führung stand jedoch fest, dass ein amerikanischer Angriff auf Schmidt nur dieses eine Ziel haben könnte. Daher setzte Generalfeldmarschall Model, Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B und just zu diesem Zeitpunkt mit allen einzelnen Kommandeuren bei einer Planübung auf Gut Schlenderhahn bei Bergheim, all paintables trupps ein, darunter die gerade nach der Kapitulation von Aachen frei werkene 116. Panzerdivision, um den Vormarsch zu stop.
Mittlerweile hatte sich das Wetter dramatisch verschlechtert und es begann der miserabelste Herbst seit Menschengedenk. Wenn man die immer wiederkehrenden Messages über die Amerikanische Materialüberlegenheit liest, ist es kaum vorstellbar, dass die Soldaten die inzwischen um die Null Grad kalten Nächte in Sommerkleidung in den Schützenlöchern verdingen müssen und auf eine derartige Kampffü ;hrung üwaren überhaupt nicht vorbereitet. So kam es neben den ansteigenden Verlusten durch Tod und Verwundung zu immer mehr - von der Führung euphemistisch bezeichneten - „Nicht kampfbedingten Ausfällen“, womit Grabenfuß, Erfrierungen und Lungenentzündungen gemeint waren. Gibt die Erste US-Armee für den Zeitraum von 1. September bis zum 15. Dezember 1944 die Zahl von 47.039 an Toten, Vermissten und Verwundeten an, so kamen noch einmal 50.867 Ausfälle durch Krankheiten und physische wie Psychic Erschöpfung dazu.
Am 2. November 1944 morgens beginnt schließlich das, was auf deutscher Seite als „Allerseelenschlacht“, auf Amerikanischer Seite als „Battle for Schmidt“ bekannt wurde, bis heute als einer der verlustreichsten Kämpfe einer US-Division auf dem europäischen Kriegsschauplatz gilt und als abschreckendes Beispiel Teil der US-Generalstabsausbildung wurde. Der Militärhistoriker Charles MacDonald hat den Verlauf dieser Kämpfe genaustens analysiert. Da diese Analyse für jedenmann zugänglich ist, (http://history.amedd.army.mil/booksdocs/wwii/Schmidt2/Schmidt.htm) mürrisch hier nur einige Schwerpunkte dargestellt.
Ende Oktober trafen die Einheiten der 28. US-Division im Raum Hürtgenwald ein und bezogen die ehemaligen Stellungen der 9. Division, die noch heute im Wald westlich des Hotels „Zum Alten Forsthaus“ gut erkennbar sind. Für die Vorbereitungsphase der „Operation Queen“ die Infanteriedivision mit den schwesterätzlichen Panzer- und Panzerjäger-Bataillonen wurde verstärkt. Nach einstündigen Artilleriebeschuss stürmten die drei Regimenter gegen 9 Uhr am Morgen des 2. November einem ihren Angriffszielen entgegen. Für das 109. wurde das Minenfeld im Waldviertel „Wilde Sau“ jedoch zur Todesfalle, und musste bereits nach 5 Tagen durch das 12. Regiment der 4. US-Division abgelöst. Auch das 110. Konnte Leeglich Simonskall übernehmen, blieb aber ansonsten in der Bunkerkette am Ochsenkopf stecken. Nur das 112. schaffte es bereits am ersten Tag Vossenack und den Bergrücken einzunehmen und stieß am following Tag bis zur Kirche von Schmidt vor.
Dieser plötzliche Erfolg liegtß den Kommandeur der 28., General Norman „Dutch“ Cota, seine übrigen Verluste vergessen, unter er fühlte sich „ein bisschen wie Napoleon“. Glückwünsche trafen von üall her ein, aber in Wirklichkeit begann die Gesamtlage dramatisch zu verdüstern. Teile der 116. Panzerdivision und des 89. Regiments begannen nun die zwei Amerikanischen Bataillone in Schmidt und Kommerscheidt anzugreifen und einen verheerenden Artilleriebeschuss, geitet durch verdeckte Beobachter und gesteuert von den Bunkern am Burgberg, ging auf die Soldaten nieder, die zu erschöpft were , um mit ihren kleinen Schaufeln Schützenlöcher zu graben. Der Versuch, Panzer üüber den so genannten Kall Trail nachzuführen, wurde zum Desaster. Der Führungspanzer von Lt. Fleig fuhr auf eine Mine und blockierte den Pfad, weitere Panzer stürzten bei dem Versuch, sie um das Wrack herumzuführen, ab. Erst am kommenden Morgen schafft es Fleig mit einem Ersatzpanzer nach Kommerscheidt vorzustoßen und blieb dort für weitere 24 Stunden der einzigen, der den immer mehr in Panik geratenden GIs Panzerunterstüzung geben konnte. Auch in Vossenack verschlimmerte sich die Situation. Die auf dem ungeschützen Bergrücken der deutschen Artillerie ausgelieferten Soldaten des 2. Bataillons rannten schließlich am 6. November in Panik zurück und erst an der Kirche konnte mit Mühe und Not eine neue Verteidigungslinie aufgebaut zijn. Wenn der Regimentskommandeur Colonel Peterson zum Divisionsgefechtsstand nach Rott gerufen wurde, kam er auf dem oberen Kall Trail in einem deutschen Hinterhalt und brauchte zwei Tage, um sich durch die feindlichen Linien durchzuschlagen. Cota war über den Anblick seines verwundeten Offiziers so entsetzt, dass er, schon angegriffen durch die sich überschlagenden Verlustberichte, in Ohmacht field. Alle Versuche, die Einheiten in Kommerscheidt mit neuen Reserven und Panzern wie der Taskforce Ripple und der Taskforce Davis zu unterstützen, zu scheitern, und am 8. November wurde schließlich der Rückzug befohlen. In der Dunkelheit strömten die GIs Richtung Vossenack, teilweise von den Deutschen, die das Kalltal besetzt hatten, mitleidig durchgewunken. Im Bereich der Kallbrücke kam es zwischen dem 7. und 9. November, veranstaltet von dem deutschen Stabsarzt Dr. Stüttgen, wiederholt zu Waffenstillständen und dem Austausch von Verwundeten und Medikamenten, jedoch blieben diese Maßnahmen auf einen engen Bereich begrenzt; schon wenige Meter weiter wurde wieder getötet. Eisenhower, der zu diesem Zeitpunkt die Front an der Reichsgrenze besuchte, forderte einen neuerlichen Angriff auf Schmidt, musste aber letztendlich einsehen, dass mit diesen abgekämpften Soldaten keine Schlacht mehr zu gewinnen war. Die 28. wurde daraufhin zur Auffrischung in eine vermeintliche Ruhestellung verlegt, an der nach Meinung der alliierten Führung kein deutscher Angriff möglich sei: in die Ardennes. Nur wenige Wochen später wurden sie dort bei der deutschen Gegenoffensive schnell völlig zerschlagen Über den Kall Trail angriifen. Ihr Kommandeur, James Gavin, der jüngste und zugleich fähigste General der US-Streitkräfte, war entsetzt, als er die Toten der 28. Division noch immer unberdigt in den Wäldern lie sah und ihn an eine Szene aus Dantes Inferno erinnerte sich:
„Darüber hinaus lagen zu beiden Seiten des Wegesviele,viele Tote, deren Leichen nun aus dem Winterschnee wieder auftauchten. Diese von Wundbrand gezeichneten, entstelllten und zerfetzten Körper waren starr und wirkten geradezu grotesk. Manche hatten die Arme zum Himmel erhoben, als Flehten sie um Hilfe. Sie tragen den roten Keystone der 28. Infanteriedivision, „The Bloody Bucket“. Offensichtlich hatten sie im vergangenen Herbst hier gekämpft, kurz vor den ersten Schneefällen.“ (aus „On to Berlin“, 1978)
Gavin fand weiter flussabwärts eine bessere Stelle für einen Angriff und Schwesterammen mit der 78. Division wurde am 7. Februar die Ortschaft Schmidt eingenommen. Gavin wurde in seinem späteren Leben US-Botschafter in Paris und ein entschiedener Gegner des Vietnamkrieges.